Erfahrungsbericht: Mein Informatikstudium
im Praxisverbund
Habt ihr schon immer über ein praxisbezogeneres duales Studium im Bereich der Informatik nachgedacht?
Dann könnten diese Art des Studiums genau das Richtige für euch sein.
In diesem Blogbeitrag werde ich euch von meinen Erfahrungen aus meinem ersten Semester als dualer Student berichten. Zunächst erzähle ich euch aber etwas über mich.
Hallo ich bin Eike, 26 Jahre alt und studiere nun seit einem Semester Informatik im Praxisverbund an der Hochschule Emden/Leer. Bevor ich diesen Weg eingeschlagen habe, absolvierte ich eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Nach erfolgreichem Abschluss dieser Ausbildung habe ich zwei weitere Jahre in der freien Wirtschaft als IT-Consultant gearbeitet. Für mich ist in diesen zwei Jahren immer offensichtlicher geworden, dass ich mich weiterentwickeln und aufgrund dessen ein Studium im Bereich der Informatik beginnen wollte.
Dementsprechend bin ich glücklich ein Unternehmen gefunden zu haben, welches diesen Studiengang anbietet und mir diese Möglichkeit bietet. Neben dem Studium hat man in unserem Betrieb viele Möglichkeiten sich weiterzubilden, um sich in bestimmten Bereichen weiterentwickeln zu können. Der Studiengang ist für jeden der richtige Weg, der die gelernte Theorie direkt in die Praxis umsetzen möchte. Denn wie der Name des Studiengangs vermuten lässt, hat die Praxisnähe einen hohen Stellenwert.
Anders als bei den meisten dualen Studiengängen findet die Ausbildung hier nicht in Blöcken statt. So ist man zwei Tage der Woche im Betrieb und die anderen drei Tage an der Hochschule. Dementsprechend sind die Stundenpläne angepasst. Folglich wird der Weg zum Bachelor dadurch länger, jedoch mit einem entscheidenden Vorteil. Durch die Praxisnähe lernt man direkt Unternehmensstrukturen kennen und ebenso Verantwortung für Projekte zu übernehmen.
Somit wird man nach dem Studium nicht direkt in das kalte Wasser der Arbeitswelt geworfen, sondern erhält bereits ein gutes Bild davon, wie das betriebliche Leben aussieht und was von einem gefordert wird.
Aber genug über die Rahmenbedingungen geredet, dieser Blogbeitrag soll euch natürlich auch einen Einblick über meine Erfahrungen aus dem ersten Semester geben. Der Semestereinstieg war an sich angenehm, bis auf das große Durcheinander durch die Corona-Pandemie. Bis zum Beginn der ersten Lehreinheiten war noch unklar ob, und in welcher Form, Präsenzveranstaltungen stattfinden können. Das Problem daran ist, dass während des Informatikstudiums auch Praktika zum Lehrplan gehören. Praktika bedeutet in dem Fall aber nur, dass das gelernte aus den Vorlesungen in einem Praxisseminar mittels eines Projektes umgesetzt werden soll.
Diese Praktika finden eigentlich immer in den Laboren der Hochschule statt, da man z.B. mit Robotern oder mit anderer Hardware arbeitet. Dies fiel dieses Semester dementsprechend weg und die Projekte beschränkten sich auf die Entwicklung von Softwarelösungen, wie in meinem Fall eine Quizanwendung. Alle Veranstaltungen, die ich besuchen musste, waren in diesem Semester Onlineveranstaltungen, die man von zu Hause aus verfolgen konnte.
Hierbei gab es einen großen Vorteil. Nahezu jeder Dozent hat die Veranstaltungen aufgezeichnet, sodass man zum Nacharbeiten sich die Vorlesungen mehrmals ansehen konnte. Außerdem muss man bei keiner Lehrveranstaltung im ersten Semester Angst haben, da fast jeder Dozent seine Vorlesungen so ausgelegt hat, dass jeder Student „bei null“ abgeholt wird. Natürlich ist es wichtig die Vorlesungen nachzuarbeiten, da es ein ganz anderes Tempo ist als beispielsweise in der Schule.
Dies war für mich am Anfang auch schwer, da ich aus dem ganzen Prozess des Lernens komplett raus war und somit das Lernen erst wieder lernen musste. Eines der Fächer, bei dem das Nacharbeiten essenziell ist, ist selbstverständlich Mathe. Mathe ist ein wichtiges Fach im Informatikstudium, welches nicht vernachlässigt werden sollte. Im ersten Semester behandelt man z.B. Funktionen und die dazugehörigen Eigenschaften. Ich kann hier nur empfehlen bei jeder Vorlesung dabei zu sein, da diese Themen schnell abgearbeitet werden und aufkommende Fragen , direkt gestellt werden können. Außerdem gibt es zusätzlich zu den Mathevorlesungen noch eine Pflichtveranstaltung und zwar die der Matheübungen. Es werden wöchentlich neue Matheübungsblätter bereitgestellt, über das bearbeitete Thema in dieser Woche, und diese werden dann in den Matheübungen, besprochen und es werden Musterlösungen präsentiert. Hier ist es, meiner Erfahrung nach, wichtig gut aufzupassen und auch mitzuschreiben, um seine eigenen Lösungen korrigieren zu können. Natürlich wird auch das Programmieren gelehrt. Im Falle der Hochschule Emden/Leer wird mit Java gearbeitet. In diesem Kurs werden viele Interessante Probleme betrachtet und wie diese mit Java umgesetzt werden können.
Natürlich gab es auch Nachteile in diesem Semester, diese hatten jedoch nichts mit dem Studiengang zu tun.
Ein riesiger Nachteil dieses Semester war das Fehlen der soziale Kontakte. Es gab, Corona bedingt, nur einen Präsenztag an der Hochschule. Hierbei ist es schwer seine Kommilitonen besser kennenzulernen. Dementsprechend gestaltete sich das Bilden von Gruppen zum lernen oder für Projekte ein wenig schwieriger, da man die wenigsten kannte oder auch einschätzen konnte. Außerdem wurden keine klassischen Klausuren geschrieben. Nach Beschluss des Lockdowns hatte sich auch die Hochschule dazu entschieden keine Klausuren in Präsenz zu schreiben.
So war die Woche vor den Klausuren unklar, ob die Klausuren überhaupt geschrieben werden. Eine Prüfung wurde als Onlineklausur geschrieben, sprich vom heimischen Rechner aus. Bei anderen Kursen wurden aus den Klausuren eine einzureichende Hausarbeiten gemacht und eine Klausur wurde sogar in den März verschoben. Alles in allem ist zu sagen, dass die Hochschule, trotz der Pandemie, einen reibungslosen Ablauf der Vorlesungen gewährleistet hat. Damit wurde die bestmögliche Lernumgebung geschaffen, die zu solchen Zeiten umsetzbar ist. Auch für die Dozenten war es sicherlich nicht einfach nur über den Rechner zu Lehren und nicht direkt den Studenten gegenüberzustehen.
Abschließend ist zu sagen, dass mit diesem Studiengang die optimale Balance zwischen Studium und dem Praxisbezug gefunden wurde. Dementsprechend ist es auch einfacher das Gelernte schneller zu verfestigen, da auch vieles im Betrieb anwendbar ist. Ich kann jedem, mit Interesse an der Informatik, empfehlen diesen Weg zu gehen und bin selbst schon gespannt, was mich im zweiten Semester erwarten wird.